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Zum Blogartikel: Yogaphilosophie - Gewaltlosigkeit (Ahimsha)
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Asteya (Nicht-Begehren oder Nicht-Stehlen)

Weisheitsgeschichte:

Es war einmal ein junger Mensch namens Kay. Kay war jemand, den die meisten Menschen als wunderschön, erfolgreich und dynamisch bezeichnen würden und von vielen beneidet wurde.

Kay selbst aber war nicht besonders zufrieden, hatte sogar sehr oft das Gefühl, nicht gut genug zu sein und noch mehr erreichen zu müssen und verstand nicht, warum das so war. 

Kay liebte es, in den wenigen freien Stunden eines Monats ab und zu im Wald joggen zu gehen und manchmal kam Kay an einem Flußufer entlang. Dort fühlte Kay wie alle Belastungen des Alltags abfielen und sich nach und nach eine innere Ruhe und Zufriedenheit einstellte.

Eines Tages traf Kay dort auf eine alte Frau, die am Ufer des klaren, sprudelnden Flusses saß. Sie strahlte eine unerklärliche Ruhe aus und begrüßte Kay mit einem warmen Lächeln. Neugierig näherte sich Kay und grüßte ebenfalls freundlich.

"Was führt dich zu diesem abgelegenen Ort?" fragte die alte Frau. Kay erzählte von der Ruhe, die sie empfand, wenn sie sich dort in der Natur aufhielt und dass sie dort auf der Suche nach Ruhe und Zufriedenheit diesem Ziel ein kleines Stück näher kam. Kay erklärte, dass sie ständig danach strebte, schön und erfolgreich zu sein, mehr zu besitzen und mehr zu erreichen, aber dennoch fühlte sie sich nie wirklich erfüllt und zufrieden.

Die alte Frau nickte verständnisvoll und lud Kay ein, sich neben sie zu setzen. Gemeinsam saßen sie schweigend am Ufer des Flusses und beobachteten das klare Wasser, das sanft über die Steine plätscherte.

"Kay", begann die alte Frau schließlich, "das Geheimnis der Zufriedenheit liegt nicht darin, immer mehr zu haben, sondern im Gewahrsein dessen, was bereits da ist."

Verwirrt schaute Kay die Alte an, aber sie lächelte nur und deutete auf das Wasser vor ihnen. "Schau genau hin, Kay. Siehst du, wie der Fluss nie versucht, mehr zu sein als er ist? Er fließt ruhig und gelassen, und dennoch trägt er eine unendliche Kraft in sich. So wie der Fluss im Einklang mit seiner Natur existiert, können auch wir lernen, im Einklang mit dem zu leben, was uns bereits gegeben ist."

Kay verstand die Worte langsam. Sie erkannte, dass wahre Fülle nicht durch den Besitz von materiellen Dingen oder durch Äußerlichkeiten entsteht, sondern durch die Dankbarkeit für das, was bereits in unserem Leben vorhanden ist.

In den folgenden Tagen kehrte Kay oft zur alten Frau am Flussufer zurück. Gemeinsam praktizierten sie Achtsamkeit und lernten, die Schönheit und Fülle in den einfachen Dingen des Lebens zu erkennen.

Mit der Zeit spürte Kay eine Veränderung in sich. Sie fühlte sich nicht mehr von dem Verlangen getrieben, immer mehr zu haben, sondern fand Frieden und Zufriedenheit in dem, was sie bereits besaß und wie sie war. Sie erkannte auch, dass sie gut genug war.

Und so lebte Kay fortan zwar nicht immer vollständig in Harmonie mit sich selbst und der Welt um sie  herum - denn Kay war und blieb auch nur ein ganz normaler Mensch. Aber sie wusste, dass sie dieses Gefühl selbst durch Gewahrsein erzeugen konnte und sie kam immer öfter mit größerer Leichtigkeit in diesen Zustand. Denn sie hatte das Geheimnis der Zufriedenheit gefunden - in einem einfachen Moment der Achtsamkeit am Ufer eines klaren, sprudelnden Flusses.

 

Meine Gedanken zu Asteya:

In einer Welt, die oft von Gier und einem unersättlichen Verlangen geprägt ist, erstrahlt der yogische Grundsatz des Asteya wie ein Lichtstrahl der Hoffnung. Asteya erinnert uns an die Bedeutung des Bewusstseins dessen, was bereits Gutes in unserem Leben vorhanden ist. Häufig sind wir uns sehr bewusst, was wir haben oder haben wollen. Asteya aber lädt uns ein, uns auch darüber gewahr zu werden, wie wir uns in dieser Welt, unserer Erde, unseren Mitmenschen und Mitgeschöpfen gegenüber verhalten.

Bei Asteya (Nicht-Stehlen) geht es nicht nur darum, einfach nichts im Supermarkt einzustecken ohne zu bezahlen. Das ist für die meisten von uns ein recht einfaches Unterfangen. Asteya geht weiter und ruft uns dazu auf, nicht zu nehmen, was uns nicht gehört - sei es materiell, emotional oder geistig. Aber was bedeutet das in der heutigen Zeit? 

Die tiefere Bedeutung von Asteya

Wir dürfen uns noch einmal kurz an Ahimsha (Gewaltlosigkeit) erinnern. In unserer globalisierten Konsumwelt ist es häufig nicht einfach, nachzuvollziehen, wo unter welchen Umständen Konsumgüter produziert werden. Leider ist es so, dass wir häufig von anderen Ländern Ressourcen „stehlen“, Arbeitskräfte und Umwelt auf unethische Weise ausnutzen. (Darauf möchte ich hier nicht weiter eingehen. Jede*r weiß im Prinzip darum oder kann sich informieren.)

Asteya fordert uns heraus, ehrlich und fair zu sein, sowohl zu uns selbst als auch zu anderen Lebewesen und der Erde selbst. Es ruft uns dazu auf, mit offenem Herzen und klarem Geist durch das Leben zu gehen. 

Das klingt auf den ersten Blick einmal simpel und folgt einer gewissen Logik und Ethik, die die meisten Menschen befürworten. Aber wenn wir mal tiefer über unser Verhalten nachdenke, sind die meisten sicherlich weit davon entfernt, immer und überall ehrlich und fair zu sich selbst und der Welt zu sein. Mich selbst eingeschlossen.

Asteya hilft uns aufzuatmen

In einer Welt, die uns ständig dazu drängt, mehr zu besitzen, mehr zu konsumieren und mehr zu begehren, ist Asteya wie eine Oase der Ruhe. Es erinnert uns daran, dass wahre Fülle nicht durch die Menge an Besitz, sozialem Erfolg oder Reichtum definiert wird, sondern durch das Gefühl des Genügens. Asteya ermutigt uns, innezuhalten und uns zu fragen: Was brauchen wir wirklich, um glücklich zu sein? Und können wir lernen, mit dem zufrieden zu sein, was wir bereits haben?

Und vielleicht das Wichtigste: Können wir lernen, auch mal mit uns selbst zufrieden zu sein, zu genügen? Das ist sicher ein Punkt, der auch sehr viele betrifft: Selbst-Genügsamkeit und Selbst-Zufriedenheit lernen kann uns auch davor schützen, die innere Leere mit Konsum füllen zu wollen. Vielleicht ist es genau das, was Kay als erstes am Flußufer lernt.

Asteya in zwischenmenschlichen Beziehungen

Asteya lehrt uns auch, in unseren Beziehungen ehrlich und mitfühlend zu sein. Es erinnert uns daran, die Grenzen anderer zu respektieren und nicht zu versuchen, ihre Zeit oder Energie für unsere eigenen Zwecke auszunutzen. Asteya ermutigt uns, authentische Verbindungen zu anderen Menschen zu pflegen und uns gegenseitig mit Respekt und Mitgefühl zu behandeln.

Asteya auf der Yogamatte

Asteya erinnert uns daran, in unseren Handlungen und Gedanken ehrlich und fair zu sein, sowohl zu uns selbst als auch zu anderen. Das kann zum Beispiel bedeuten, dass wir während unserer Yoga-Praxis auf unsere Grenzen achten und uns nicht dazu verleiten lassen, uns mit anderen zu vergleichen oder die Grenzen der anderen Teilnehmer zu verletzen.

Mit Asteya in Verbindung zu treten hilft uns, die Fülle und Zufriedenheit in der Gegenwart zu erkennen und nicht immer mehr zu wollen. Sei es in Bezug auf körperliche Leistungsfähigkeit oder einem Defizit-orientiertem Mindset.

Durch die bewusste Praxis von Asteya können wir unser Leben eigentlich nur bereichern. Lasst uns also alle immer mal wieder innehalten und uns an den Rand eines Flusses setzen und uns in Dankbarkeit und Zufriedenheit üben.

Wir sehen uns auf der Matte!

Aila

 

 

 

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